Der Geschichte auf der Spur

Peter Müller   Jahrgang 1956   seit 1982          operativ in der Müller Group tätig                           (Start in der Plastomatic AG in verschiedenen Funktionen) seit 1997          im Verwaltungsrat der Müller AG Verpackungen 1998-2006       CFO der Müller Group 2006-2019       CEO der Müller Group

Grosszügiger Patron mit klaren Vorstellungen

Als Sohn von Hans Müller der dritten Müller-Generation tritt Peter Müller 1982 in die Plastomatic AG ein. Er beweist sich in verschiedenen Funktionen und im Verwaltungsrat. Als CEO der Müller Group etabliert er moderne Managementsysteme und liberale Führungsstrukturen. Nähe pflegt er bewusst zur Mitarbeiterbasis. Er begegnet den Menschen fair, auf Augenhöhe. Seine Entscheidungen sind gradlinig und nachvollziehbar. Privat engagiert er sich gerne für die Gesellschaft. Tradition und Familie sind ihm wichtig.

BESSER GEHT'S ZU ZWEIT

In der zweiten, dritten und vierten Generation haben stets zwei Müller-Männer die Geschicke der Müller Group geführt.

In der vierten waren dies Walter Müller-Freyberger und Peter Müller-Schärer. Die beiden Cousins haben gut harmoniert und frische Ideen und Führungsgrundsätze in die Müller Group gebracht. Dabei wurde das Silodenken aufgebrochen und die Kommunikation gestärkt.

Es war ein Dienstag. Der 06. März 1956. Peter Müller tritt auf die Weltbühne, als erster Sohn von Hans und Lislot Müller-Senn. Später kommen seine Schwestern Pia und Marlise dazu. In einem schönen Familienhaus in Reinach wachsen die Kinder behütet auf, in einer unbeschwerten, von Humor getragenen Atmosphäre.

Nach der Schulzeit im ländlichen Reinach, macht Peter Müller beim damaligen Schweizerischen Bankverein (SBV) eine kaufmännische Lehre. Es folgen Sprachaufenthalte in London und Paris. Später besucht er die HWV Höhere Wirtschafts- und Verwaltungsschule und setzt sich eingehend mit betriebswirtschaftlichen Zusammenhängen auseinander.

Im 1982 geht es dann Schlag auf Schlag: HWV-Diplomarbeit, Hochzeit, Geburt des ersten Sohnes und Eintritt in den Familienbetrieb.

• In seiner Diplomarbeit (abgegeben im April 1982) zeigt er sein Interesse am Familienbetrieb eindrücklich auf: Er erarbeitet eine Marketingkonzeption für die Einführung einer viereckigen Verpackungslösung – quasi das runde Müller-Fass weitergedacht. Auch wenn sich die skizzierte Lösung schlussendlich nicht in der Praxis umsetzen lässt, hat sich Peter Müller bereits in frühen Jahren vertieft mit dem Werkstoff Stahl und dem Produktportfolio von Müller Packaging auseinandergesetzt. Ganz zur Freude von Vater Hans.

• Am 24. April 1982 heiratet Peter Müller, 26-jährig, Marie-Therese Schärer. Im gleichen Jahr kommt Daniel zur Welt, zwei Jahre später Patrick und fünf Jahre später Thomas. Als geselliger und verantwortungsbewusster Zeitgenosse, geht er im Familienleben auf. Die Zeit mit seiner Frau und seinen Kindern bringt ihm Glücksmomente und schenkt ihm Kraft für die beruflichen Herausforderungen.

• Im November 1982 tritt Peter Müller in den Familienbetrieb ein und zwar in die Plastomatic AG in Muttenz. Hier ist er vorerst für das Rechnungswesen verantwortlich. Nach der Pensionierung des Verkaufsleiters Alfred Unterfinger managt er den Verkauf. Am Anfang erwirtschaften zwei Kunden 50 Prozent des Umsatzes. Prompt springt mit Ciba-Geigy der eine Grosskunde ab – und Peter Müller weiss, was zu tun ist: Ersatz und zusätzliche Abnehmer suchen.

VERÄNDERUNGEN IN DER KONZERNFÜHRUNG

1985. Rudolf Müller zieht sich nach 40 Dienstjahren als Geschäftsführer aus der Geschäftsleitung zurück. Hans Müller und Marco Fischer führen die Geschäfte der Müller-Unternehmen weiter.

1992. Hans Müller tritt nach 42 Dienstjahren als Geschäftsführer ins zweite Glied zurück. Marco Fischer wird CEO.

1997. Peter Müller löst seinen Vater im Verwaltungsrat der Müller AG Verpackungen ab und wird ein Jahr später Vizepräsident der operativen Gesellschaften.

In der Plastomatic sammelt Peter Müller wichtige Erfahrungen als Geschäftsführer. Bis 1998 bleibt er in Muttenz. Er reibt sich mitunter am Führungsstil des amtierenden CEO Marco Fischer. Dieser vereint viel Entscheidungsmacht auf sich. Diese Erfahrung prägt Peter Müller nachhaltig. Für ihn ist klar, dass es an der Zeit ist, dass moderne Managementsysteme und liberale Führungsstrukturen in die Müller-Unternehmen Einzug halten.

1998 entsteht über den einzelnen Müller-Firmen eine Holding (MVM Pack-Holding AG). Peter Müllers Cousin Walter amtiert als Präsident und Peter Müller wird CFO der Müller Group – und muss noch enger mit Marco Fischer zusammenarbeiten. Die beiden arrangieren sich – eine Freundschaft wird nicht daraus. Was Peter Müller aber Marco Fischer stets zu Gute hält, ist sein enormes Engagement und der grosse Erfolg in seiner über dreissigjährigen Wirkungszeit.

Im 2005 lösen Peter und Walter Müller ihre Väter Hans und Rudolf als Geschäftsführer der Müller GmbH in Rheinfelden ab. Ihr Einflussbereich und die Verantwortung, die zu stemmen ist, erhöhen sich für die beiden Cousins kontinuierlich.

2006 kommt es dann zur Wachablösung. Marco Fischer tritt zurück. Walter Müller übernimmt das VR-Präsidium der operativen Gesellschaften und Peter Müller wird CEO der Müller Group. Mit ihm als neuer oberster Chef verändert sich die Kultur in der Gruppe. «Nicht diktatorisch, sondern partizipativ über die einzelnen Geschäftsführer will ich die Müller Group führen», formuliert er seinen Führungsstil bei seiner Antrittsrede.

Die Müller Group generierte einen Umsatz von jährlich rund 130 Millionen Franken. Peter Müller treibt die Rationalisierung der Produktion voran. Er befindet das Potenzial als noch nicht ausgeschöpft. Auch die Schulung der Mitarbeitenden und die Verbesserung der Mitarbeiterzufriedenheit schreibt er sich auf die Fahne. 2006 und 2007 werden diverse Investitionen in die Verbesserung der Arbeitsplatzqualität vorgenommen.

Peter Müller weiss um die Notwendigkeit von Produkteinnovation. Zusammen mit seinem Cousin Walter stösst er ein erstes grosses Investitionsprojekt an, bei der Plastomatic AG in Muttenz, dem Betrieb, in dem er seine ersten 16 Jahre in der Müller Group erfolgreich absolviert hat. Es geht im Kern um die Coex-Technik in der Kunststoffverarbeitung, bei der sechs Kunststoffschichten aufeinander getragen werden. Dank der Multilayer­-Technologie eignen sich solche Kanister für sauerstoffempfindliche Füllgüter und für Medien, die zu Permeation neigen, wie zum Beispiel unpolare Kohlenwasserstoffverbindungen. Kunden, die Aromen und Duftstoffe, Alkohole, Farben und Lacke, Additive oder Lösungs-­ und Reinigungsmittel bedenkenlos transportieren und lagern möchten, erhalten durch die neuen Kanister eine echte und preiswerte Alternative zu herkömmlichen Stahlgebinden.

Ende 2008 wird in Muttenz die erste Blasextrusionsmaschine in Betrieb genommen. Bei seiner Pensionierung 2021 sind vier Blasextrusionsmaschinen in Betrieb. Mittlerweile generieren diese bei Müller Plastics über 60 Prozent des Umsatzes.

«Kompetenz und Verantwortung müssen in Einklang stehen», hört man Peter Müller oft sagen. «Hat jemand eine Verbesserungsidee, soll er auf den Tisch steigen und seine Idee laut kundtun. Dann soll er wieder vom Tisch steigen und die Idee umsetzen», erklärt er seine Haltung, wie er sich das Arbeiten in der Müller Group vorstellt.

Und ein weiterer Ausspruch kennt man von ihm. Er kommt jeweils zum Einsatz, wenn er intern vermitteln will, dass sich Aktivitäten stets am Kunden auszurichten haben. Kommen Ideen auf, die schön umzusetzen wären, aber nicht auf den Kundennutzen oder die Kundenzufriedenheit einzahlen, werden diese mit dem Ausspruch «Wegen dem verkaufen wir kein einziges Fass mehr» quittiert – und beerdigt.

Ab und an ist Peter Müller gefragt worden, ob er sich schon mal überlegt hat, die Müller Group an der Börse kotieren zu lassen. Auch hier hat er immer wieder pragmatisch sachlich geantwortet: «Wir wollen ein unabhängiges Familienunternehmen bleiben. An die Börse zu gehen macht nur Sinn, wenn die Produkte eine Mehrheit von Investoren interessieren, wenn wir Nachfolgeprobleme haben oder wenn wir Geld benötigen. All dies ist nicht der Fall».

Am 1. April 2019 hat Peter Müller sein CEO-Amt an Christian Reinau übergeben. Im März 2021 dann die Pensionierung. Als aktives VR-Mitglied bleibt er der Müller Group aber nach wie vor erhalten. So ist Peter Müller noch immer einmal die Woche in seinem Büro in der Tramstrasse 20 anzutreffen. Vielleicht mit etwas gemächlicherem Schritt als noch vor ein paar Jahren, aber immer noch dynamisch, mit einem Lächeln auf den Lippen und stets mit ein paar Worten zu den Mitarbeitenden, die er antrifft.

Diese Mitarbeiternähe von Peter Müller wurde und wird sehr geschätzt. Zu seiner aktiven Zeit hat er es sich nicht nehmen lassen, regelmässig durch den Betrieb zu gehen. Er hat dann den Kontakt zu den Mitarbeitenden gesucht und damit vorgelebt, was sich die Familie Müller in ihren Betrieben wünscht: dass hier bei Müller die Menschen für einander einstehen, sich für einander interessieren, wie in einer Familie.

So hat er auch die Frage «Wo sehen Sie die grössten Chancen in der Müller Group?» regelmässig beantwortet, indem er mit den Mitarbeitenden begonnen hat: «In unserer motivierten und innovativen Mannschaft.», um die Basis des Erfolges aufzuzeigen. Dann hat er noch nachgeschoben: «Und in der trefflichen Produktpalette und in unseren zufriedenen Kunden. In Nischenmärkten und Spezialprodukten».

Auch privat ist Peter Müller ein engagierter, vielseitig interessierter, agiler Mensch.

• Er hat das Pilotenbrevet gemacht, übt das Hobby jedoch nicht mehr aus.
• Oldtimer sind eine seiner Leidenschaften. Ausfahrten mit seinem Citroën 11 BL mit 1911 cm3 Hubraum und 50 PS geniesst er ebenso, wie Fahrten auf dem eigenen Hausboot auf der Saône im Osten von Frankreich. Immer an seiner Seite: Gattin Marie-Therese.
• Als Fourier im Militär, als Wachtmeister in der Feuerwehr Reinach, als Rotarier, als Schreiber der Zunft zu Rebmessern oder als Kurier, der Mittagessen an Betagte verteilt, stellt er sich gerne in den Dienst der Gesellschaft. Stets mit grossem Einsatz und ohne viel Aufhebens zu machen.
• Seine Werte vermittelt er gerne und regelmässig seiner wachsenden Schar an Grosskindern. Mit ihnen is(s)t er gerne zusammen – aber auch umgekehrt lieben die Kinder ihre Opa-Zeit.
• Bei so viel Engagement und Trubel zieht sich Peter Müller ab und zu gerne auch in sein Atelier zurück. Dort bastelt er an Modellen, löst technische Herausforderungen und pflegt das Detail an den massstabsgetreuen kleinen Maschinen.

Stolz macht ihn, dass sich in der fünften Müller-Generation zwei seiner Söhne aktiv in der Müller Group engagieren und die Familiengeschichte nahtlos weitergeschrieben wird.

• Daniel als Leiter Produktion und Leiter Kundendienst sowie als Geschäftsleitungsmitglied bei Müller Processing plus als VR-Vizepräsident bei Müller Processing.
• Patrick – seit 2022 – als VR-Präsident von Müller Packaging, Müller Plastics und Müller DrumTec.

Und zufrieden macht es ihn auch, dass auch die Familienseite von Walter Müller aktiv eingebunden ist.

• Jonas als Leiter Steuerungsbau und Geschäftsleitungsmitglied bei Müller Processing sowie – seit 2022 – als VR-Präsident von Müller Processing.
• Ueli C. als VR-Vizepräsident von Müller Packaging, Müller Plastics und Müller DrumTec sowie als VR-Mitglied von Müller Processing.

So wird es ihm dereinst auch leichtfallen, seine VR-Mandate in der Müller Group abzugeben. Im Bewusstsein, dass seine Arbeit getan ist. Dies dürfte wohl 2026 sein, in dem Jahr, in dem er sein 70. Lebensjahr erreicht.