Monatsgespräch

 

Bernd Geissler

 

Qualitätsmanager Müller Group


Seit 2022 bei Müller AG Verpackungen
Seit 2007 in der Müller Group

 

 

«Humor als Treibstoff für bessere Qualität in der Müller Group»

 

Bernd Geissler (53) ist seit 1. März 2022 Qualitätsmanager der ganzen Müller Group. Ihm liegt am Herzen, dass sich die einzelnen Müller-Unternehmen im Bereich der Qualität gegenseitig austauschen und so gruppenweit Synergien entstehen. Vor dem Stellenantritt hat er 14 Jahre bei Müller Plastics das Qualitätsmanagement aufgebaut und geleitet. Im Zuge der Nachfolgeregelung für Lorenz Spuler, der Ende 2022 pensioniert wird, ist er seit 2021 am Vorbereiten der neuen Gruppenfunktion. Dazu gehört auch eine Weiterbildung zum Dipl. Qualitätsmanager, die Bernd Geissler noch dieses Jahr abschliessen wird.

 

 

Bernd Geissler, Sie stehen an vorderster Front, wenn es um die Qualität bei Müller geht. Die beiden Begriffe Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung hört man in diesem Zusammenhang oft.

Das Aufgabengebiet Qualität ist bei Müller Packaging in die beiden Bereiche Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung gegliedert. Mit dem Qualitätsmanagement (kurz QM) verfolgen wir das Ziel, die angestrebte beste Qualität unserer Produkte zu erreichen. Dies wird durch die Planung, Lenkung, Kontrolle und Verbesserung der Prozesse und Abläufe erreicht. Die Qualitätssicherung umfasst als Bestandteil des Qualitätsmanagements alle organisatorischen und technischen Massnahmen, um die definierte Qualität unserer Produkte anschliessend durchgängig sicherzustellen.

 

Wie sind diese Aufgaben bei Müller verteilt?

In jedem Müller-Unternehmen gibt es mindestens einen Qualitätsbeauftragten. Auf Müller Packaging bezogen haben wir mehrere. Im Münchenstein-Team sind dies Martin Schwyzer, der in der Qualitätssicherung arbeitet und Daniel Lisser, der die gesamte Arbeitssicherheit und den Umweltschutz verantwortet. Im Reiden-Team engagieren sich Marcel Kappeler (Qualität) und Thomas Marti (Arbeitssicherheit und Umweltschutz). Weitergefasste Aufgaben, die mit der Qualität zu tun haben, sind Gefahrgutbeauftragte und Hygieneverantwortliche, die es auch in jedem Müller-Unternehmen gibt.

 

Als Leiter Qualitätsmanagement der ganzen Müller Group möchten Sie Synergien anstreben. Können Sie da ein erstes konkretes Beispiel nennen?

Im Bereich Hygienemanagement sind aktuell bei Müller Packaging und Müller Plastics zwei Normen im Einsatz. Müller Plastics arbeitet mit dem BRC Global Standard for Packaging Materials und Müller Packaging mit dem FSSC 22000 Managementsystem für Lebensmittelsicherheit. Die beiden Normen sind gleichgelagert, wobei die eine – FSSC 22000 -- in gewissen Punkten strengere Kriterien aufweist. In Zukunft möchten wir nur noch mit einer der beiden Normen arbeiten. Das Ziel dahinter ist Ressourcengewinn, durch den Abbau von Doppelspurigkeiten und durch vereinheitlichte Prüfungsverfahren.

 

Und welche der beiden Normen soll es denn sein?

Ganz klar, FSSC 22000, da wir uns an den strengsten Kriterien messen möchten. Aber auch, weil FSSC 22000 weltweit anerkannt ist und auch bekannter als BRC. Ein Vorteil hat FSSC 22000 auch betreffend der Rezertifizierungen. Diese finden nur alle drei Jahre statt – nicht wie bei der BRC-Norm, die einen Jahresrhythmus bei den Rezertifizierungen vorsieht.

 

Bernd Geissler, was treibt Sie an, sich täglich für die Qualität einzusetzen?

Erstens habe ich als Qualitätsmanager in fast alle Bereiche des Unternehmens Einblicke. Ich habe mit dem Einkauf zu tun, mit dem Verkauf, mit der Produktionsplanung, mit dem Betrieb, was meine Arbeit äusserst spannend macht. Zweitens hat man – im positiven Sinne – in der Qualitätsarbeit immer mit Problemen zu tun, mit Herausforderungen, die gelöst werden müssen, damit die angestrebte Qualität nicht leidet. Das Lösen dieser Herausforderungen führt dann zu unmittelbaren (positiven) Feedbacks, die Freude machen.

 

Was für Probleme und Herausforderungen meinen Sie?

Die sind unterschiedlich gelagert. Zum Beispiel, wenn eingekauftes Material fehlerhaft ist. Oder wenn sich in der Produktion ein Fehler einschleicht, den wir bei der In-house-Prüfung bemerken. Oder auch bei Kundenbeanstandungen, also wenn die Fässer bereits ausgeliefert wurden. Zu den Herausforderungen gehört auch permanentes Überprüfen der Prozesse. Denn wir wollen uns ja auch stetig verbessern und optimieren, wo es Sinn macht.

 

Müller Packaging sagt von sich, Qualitäts-Leader in der Produktion von Industrieverpackungen aus Feinblech, Edelstahl und Fibre zu sein. Stimmen Sie dem zu?

Wir haben die Qualität im Griff. Durchgängig und permanent. Auf die Müller-Fässer ist Verlass und sie bieten Füllgütern einen Rundumschutz. Das kann ich unterschreiben. Eine Null-Fehler-Produktion gibt es leider nicht, auch bei uns nicht. Einfach deshalb, weil der Faktor Mensch nach wie vor mitspielt. Und wo gearbeitet wird, passieren mitunter auch Fehler. Und auch bei Maschinen läuft mal was nicht rund.

 

Wie stehen Sie denn zu Fehlern, die wohl naturgemäss einfach auch passieren?

Wichtig ist mir hier, dass die Qualitätskontrolle bei uns funktioniert, dass wir also einen Fehler bei uns in Münchenstein und Reiden selber entdecken – und nicht, dass die Qualitätskontrolle zum Kunden geoutsourct wird. Wenn uns ein Kunde auf einen Fehler aufmerksam machen muss, haben wir intern unsere Aufgabe zu wenig genau wahrgenommen. Grundsätzlich bin ich auch der Meinung, dass wir aus Fehlern lernen können. Vor allem, wenn wir die Prozesse genau anschauen und die Fehlerquelle exakt bestimmen können.

 

Und wie stellt Müller Packaging sicher, dass die Qualitätssicherung in-house funktioniert?

Bei uns gilt das Prinzip der Selbstprüfung. Ein Mitarbeitender der etwas produziert, prüft sein Produkt anschliessend auch selber. Wir haben entsprechende Anweisungen, Prüfpläne und Prüfprotokolle im Einsatz. Dann ist es so, dass bei hohen Qualitätsanforderungen, wie zum Beispiel bei Fässern, die der Lebensmittelsicherheit entsprechen müssen, jede Charge durch die Qualitätssicherung – also durch Martin Schwyzer resp. Marcel Kappeler – kontrolliert werden.

 

Gibt es neben dem hochhalten der eigenen Qualität noch weitere Herausforderungen, die auf Ihrem Tisch, als Qualitätsmanager, gelandet sind?

Im Moment müssen wir uns mit einigen Verschärfungen bestehender Reglementierungen auseinandersetzen. Dies betrifft uns, da bisher eingesetzte Innenlackierungen oder Dichtungsmassen an Fassdeckeln nicht mehr verwendet werden dürfen. Das bedeutet, dass wir sowohl mit den Lieferanten wie auch mit den Kunden zusammen neue Lösungen finden müssen. Auch im Bereich der Nachhaltigkeit greift die ISO 9001 nicht mehr zeitgemäss und wird immer mehr durch die ISO 14001 (Umweltmanagementsystem) und ISO 45001 (Arbeits- und Gesundheitsschutz-Managementsystem), die mit verschärften Kriterien aufwarten, unterwandert. Bei solchen äusseren Einflüssen gilt es, am Ball zu sein und die notwendigen Anpassungen im Betrieb voranzutreiben. Jammern nützt nichts (lacht).

 

Kommen wir zum Schluss des Gesprächs noch kurz auf die Audits. Was für welche gibt es? Wie laufen diese ab?

In einem Audit wird untersucht, ob Prozesse, Aktivitäten oder Managementsysteme definierte resp. geforderte Standards, Richtlinien, Normanforderungen oder gesetzliche Vorgaben erfüllen. Es gibt Kundenaudits, wo uns Kunden prüfen kommen und Zertifizierungsaudits, wo uns die Zertifizierungsstellen auf Herz und Niere prüfen. Der Unterschied – einfach erklärt – ist im Fokus zu finden. Der Kunde möchte in seinem Audit sehen, wie wir sein Produkt herstellen und ob dabei seine Anforderungen ans Produkt erfüllt werden. Die Norm im Hintergrund ist bei diesem Kundenaudit deshalb eher zweitrangig. Die Zertifizierungsstelle hingegen, schaut das grosse Ganze an, also den Produktionsbetrieb an und für sich. Es wird festgestellt, ob die Vorgaben der Norm erfüllt werden und ob Verbesserungspotenzial besteht. Dabei wird auch bewertet, ob die ursprünglich geplanten Abläufe weiterhin sinnvoll, effizient und wirtschaftlich sind.

 

Sie sind ein humorvoller Mensch. Man sieht Sie oft lachend durch den Betrieb gehen. Immer ein Spruch parat, der passt. Hilft Ihnen der Humor im Geschäftsalltag?

Humor ist wichtig und kann, richtig eingesetzt, auch mal in einer verfahrenen Geschäftssituation helfen. Ich bin einfach so, wie ich bin. Dieses Humorvolle habe ich mir nicht angeeignet, das habe ich als Geschenk in die Wiege bekommen. Ich sehe Humor als Treibstoff für bessere Qualität in der Müller Group. Mir kommt da eine uralte Weisheit der Dakota-Indianer in den Sinn: «Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab». Wenn wir also eine Herausforderung haben, ist diese zu analysieren und zu bewerten. Ich bin gegen Aktivismus und würde also nie Leistungsanreize für tote Pferde einführen oder einen Supervisor einsetzen, um die Kommunikation zwischen mir und dem toten Pferd zu verbessern. Das Bestehende bewerten, Prozesse optimieren, sich frühzeitig auf zukünftige Herausforderungen einstellen, das ist Qualitätsbewusstsein die Freude macht und mir immer wieder ein Lachen schenkt.

 

Nun haben wir viel über Qualitätsmanagement gesprochen. Für den Besuch des Prüflabors hat es heute nicht mehr gereicht. Wir schauen in einem der weiteren Monatsfenster bestimmt nochmals herein, denn es interessiert, welche Test Sie, resp. Martin Schwyzer, hier durchführen. Für heute aber: vielen Dank für das Gespräch, Herr Geissler.