Monatsgespräch

     

Artikel aus der Festschrift «125 Jahre Müller Packaging»

 

 

 

Patrick Müller

 

1984 -

 

Fünfte Müller-Generation
VR-Präsident Müller Packaging, Müller Plastics und Müller DrumTec

 

 

Sag niemals nie – auch nicht zum «Grünen Müller-Fass»

 

Patrick Müller (38) ist seit 1. Januar 2022 Verwaltungsratspräsident der Müller AG Verpackungen, Müller AG Plastics und Müller DrumTec GmbH.
Im Interview erzählt er, was ihn antreibt und welche Ziele er kurz-, mittel- und langfristig in der Müller Group verfolgt.

 

 

 

Patrick Müller, Sie gehören der fünften Müller-Generation an. Wann und wie wurden Sie ans Müller-Geschäft herangeführt?

Seit ich denken kann war die Müller Group Thema bei uns zuhause. Wir wussten früh, dass ein Engagement unserer Generation gewünscht und möglich wäre, jedoch wurden wir nie gedrängt, was ich überaus schätzte. Erste Erfahrung bei Müller sammelte ich noch während meiner Schulzeit, als ich mein Taschengeld in der Produktion der damaligen Leichtfass aufgebessert habe. Ausserdem war ich nach dem Studium, im 2009, einige Monate für Christian Reinau in der Verwaltung tätig. In den Verwaltungsrat wurde ich dann im Jahr 2017 berufen.

 

Was ist Ihnen im Leben wichtig?

Das Wichtigste in meinem Leben sind meine Familie und meine Kinder, und dass es ihnen gut geht. Im Kreise meiner Frau und Kinder kann ich abschalten und wieder Kraft tanken.

 

Familienmensch Patrick Müller mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen der sechsten Müller-Generation

 

 

Welche Werte halten Sie hoch?

Bodenständigkeit und Weitsicht sind für mich wichtige Werte. Die will ich vorleben und ich erwarte auch von der gesamten Führungscrew bei Müller, dass sie diese hochhalten.

 

Als Verwaltungsratspräsident stehen Sie mit dem obersten Management in Kontakt. Wie spüren Sie die Mitarbeitenden?

Bei kurzen Kaffeepausen oder auf dem Weg zur Kantine begegne ich regelmässig Mitarbeitenden und kann kurz mit ihnen plaudern. Generell spüre ich ein gutes Arbeitsklima und das die Leute zufrieden sind.

 

Vielerorts ist von der Industrie 4.0 die Rede. Hat Müller Packaging in der Digitalisierung noch Luft nach oben?

Industrie 4.0 will per Definition eine vollständige Vernetzung der gesamten Supply Chain. Also, dass alle Maschinen in der Produktion über das Internet verbunden sind und individuelle Entscheidungen treffen können. Davon sind wir sicherlich weit entfernt. Bei einem Unternehmen von unserer Grösse ist es wichtiger, Teile dieser «Revolution» für uns zu nutzen. Eine komplette Umsetzung würde unsere Ressourcen übersteigen und wäre auch nicht sinnvoll.

 

In den Anfängen befindet sich das erste Auslandprojekt, ein Joint Venture mit einem indischen Partner. Können Sie uns mitteilen, warum sich Müller Packaging in Indien engagiert?

Diese Partnerschaft entstand vor einigen Jahren. Die indische Firma Transpek Silox der Familie Saraiya platzierte eine Bestellung bei uns und war von unserem Produkt überzeugt. Es war daher die Familie Saraiya, die den ersten Schritt unternahm und mit der Idee eines Joint Ventures auf uns zukam. Wir sahen darin eine grosse Chance, zusammen mit einer lokalen Familie etwas Neues zu erschaffen. Zudem hat der Zeitpunkt gepasst, da einige Kunden von uns in Indien Fuss gefasst und Produktionsstätten errichtet haben. Nun können wir diesen Kunden vor Ort mit gewohnte Müller-Qualität bedienen – mit Fässern, die direkt in Indien produziert werden. Überzeugt hat uns auch das in Indien bestehende Potenzial für Wirtschaftswachstum, an dem wir teilhaben möchten.

 

Sind weitere Auslandprojekte denkbar?

Ich bin der Auffassung, «Sag niemals nie». Im Vordergrund steht aktuell, dass wir das Joint Venture in Indien zum Fliegen bringen. Erst dann, wenn überhaupt, prüfen wir weitere Auslandprojekte, wenn sie Sinn machen. Von der grundsätzlichen Ausrichtung her, setzen wir für alle unsere vier Müller-Unternehmen mit Priorität eins auf unsere Standorte in der Schweiz und im benachbarten Badisch-Rheinfelden. Die Rahmenbedingungen stimmen hier sehr gut für uns. Hier können wir die Qualität unserer Produkte und Anlagen hochhalten und können aus der Mitte von Europa heraus die ganze Welt beliefern.

 

Nachhaltiges Wirken wird von der Gesellschaft immer stärker gefordert. Müller Packaging arbeitet intern nachweislich nachhaltig, hat sich beispielsweise einem freiwilligen, selbstverpflichtenden Energieeffizienzprogramm angeschlossen.

Das ist richtig. Alle Müller-Unternehmen verfolgen seit Jahren konkrete Massnahmen zur Arbeitssicherheit, zur Energieeffizient und zum Umweltschutz. Wir stehen da grundsätzlich bereits sehr gut da. Der Verwaltungsrat hat sich für dieses Jahr zum Ziel gesetzt, eine gruppenweite Strategie zu erarbeiten. Damit verfolgen wir das Ziel, dem Thema noch mehr Gewicht zu geben und uns im Bereich der Nachhaltigkeit noch wirkungsvoller zu engagieren. Es ist ein grosses Anliegen der Familie Müller, des Verwaltungsrates und auch mir persönlich, hier weiter zu optimieren. Meine Vision ist ein «Grünes Müller-Fass», welches komplett CO2-neutral produziert werden kann.

 

Patrick Müller verfolgt die Vision, komplett CO2-neutrale Müller-Fässer zu produzieren.

 

 

Wie wird Müller Packaging in 30 Jahren dastehen, wenn Sie die sechste Müller-Generation ans Unternehmen heranführen?

Hoffentlich genauso erfolgreich wie heute. Es ist unser Ansporn, dies für die kommende Generation sicherzustellen. Dazu ist es heute und in Zukunft wichtig, am Puls der Zeit zu sein, Kundenwünsche frühzeitig zu erkennen und Entscheidungen nicht unnötig hinauszuzögern. Neben unserem Engagement für die Müller Group hoffe ich natürlich auch, dass die sechste Generation Interesse am Unternehmen entwickelt. Das ist nicht selbstverständlich.

 

Was soll später einmal über Ihr Engagement bei der Müller Group geschrieben werden? Welches Vermächtnis möchten Sie der sechsten Müller-Generation übergeben?

Wir sind seit Jahren bestrebt, die Müller Group auf gleich grosse Standbeine zu stellen und sie damit wirtschaftlich langfristig abzusichern. Deshalb haben wir auch die Geschäftsbereiche Packaging, Systems und Processing geschaffen. Dies würde ich gerne in meiner Amtszeit erreichen. Ein anderes Anliegen ist die ökologisch komplett nachhaltige Produktion. Dies ist mit den heutigen Produktionsmethoden leider noch nicht zu 100 Prozent möglich. Es spornt mich aber an, dies in meiner Amtszeit umzusetzen – im Bewusstsein, dass dies ein sehr hoch gestecktes Ziel ist.

 

Das war nun aber ein Blick in die weite Zukunft. Sie haben Ihr Amt ja erst gerade angetreten. Welche Themen stehen aktuell auf Ihrer VR-Agenda?

Im Verwaltungsrat befassen wir uns derzeit mit Themen der Prozessoptimierung (Einführung Lean Produktion in Badisch-Rheinfelden). Auch möchten wir zusätzliche Photovoltaik-Anlagen auf den Gebäuden in Münchenstein und Reiden installieren. Ebenfalls haben wir die Herausforderung und Chancen der Digitalisierung auf der Agenda. Auch die Jubiläumsaktivitäten 2022 haben wir im Blick. Es freut uns, wie Managing Director Roland Tanner und sein Team die Feierlichkeiten im Jubiläumsjahr vorantreiben.

 

Können Sie sich vorstellen, später einmal auch operativ in die Müller Group einzusteigen?

Wie bereits vorgängig erwähnt, heisst es auch hier für mich, sag niemals nie. Im Moment sind wir personell in allen Unternehmen sehr gut aufgestellt und haben die richtigen Leute am richtigen Ort. Daher stellt sich die Frage für mich derzeit nicht. Würde sich dieser Umstand in Zukunft ändern, könnte ich mir ein Engagement sehr gut vorstellen.

 

Im 2022 feiert Müller Packaging das 125-jährige Bestehen. Die Müller-Generationen eins bis vier haben demnach vieles gut gemacht. Spüren Sie diesbezüglich einen Druck?

Ein gewisser Druck ist da. Die Vorfreude auf die neue Herausforderung und der eigene Ehrgeiz überwiegen aber klar. Überdies haben auch alle vorgängigen Generationen diesen Druck gespürt und sind sehr gut damit umgegangen. Ich bin sicher, dass auch wir jungen Müllers die nächsten 30 Jahre erfolgreich gestalten werden.

 

Die vier jungen Müller der fünften Generation. Von links: Jonas, Ueli C., Daniel und Patrick

 

 

Zum Schluss noch dies. Wie muss man sich ein Familienfest bei Müllers vorstellen? Ist das dann ganz geschäftsfrei oder schwingt immer ein bisschen Business-Talk mit?

Unsere Familienfeste sind immer sehr gesellig. Wir versuchen, die geschäftlichen Gespräche im Rahmen zu halten. Es kommt aber schon mal vor, dass wir eine geschäftliche Entscheidung bei einem guten Glas Wein nochmals diskutieren. Umgestossen haben wir so aber noch keine Entscheidungen (lacht).