Monatsgespräch

 

Roland Tanner

 

Managing Director von Müller Packaging


Seit 2008 bei Müller AG Verpackungen

 

 

«Für Kunden und Mitbewerber sind wir der Massstab für die weltweit besten Industriefässer»

 

Roland Tanner, seit bald 14 Jahren Managing Director von Müller AG Verpackungen, ordnet im Interview das 125-Jahr-Jubiläum ein: «Im Jubiläumsjahr soll gefeiert werden und wir möchten den Kunden, Lieferanten und Mitarbeitenden Danke sagen und den Stolz über das gemeinsam Erreichte nach aussen tragen».

 

Herr Tanner, was bedeuten 125 Jahre Müller AG Verpackungen für Sie?

Es macht mich sehr stolz, in einem Familienunternehmen zu arbeiten, das in seinen Märkten etabliert ist, stets mit Augenmass nachhaltig und langfristig die erfolgreiche Zukunft verfolgt und dabei auch Wirtschaftskrisen überwunden hat. Hier kann ich mit meinen Geschäftsleitungskollegen aus einer Position der Stärke die Gegenwart und die Zukunft gestalten, den Herausforderungen proaktiv begegnen und die Firma Müller AG Verpackungen – auch Müller Packaging genannt – weiter voranbringen.

 

Wie wird das Unternehmen sein Jubiläum feiern?

Wir haben uns für unsere Mitarbeitenden, Kunden, Lieferanten aber auch für die Nachbarschaft und Öffentlichkeit einige Jubiläumsaktionen ausgedacht, die wir aufs ganze Jahr 2022 verteilt haben. Primär geht es darum, unseren Mitarbeitenden, Kunden und Lieferanten Danke zu sagen für alles, was wir zusammen erreicht haben. Bei Müller Packaging wird viel gearbeitet. Im 2022 gibt es nun Grund zum Feiern und das soll Platz haben – neben unserem Grundauftrag, die Produktion hochzuhalten und unsere Kunden mit Qualitätsverpackungen rundum zufrieden zu stellen.

 

Was war entscheidend, dass Müller AG Verpackungen eine so erfolgreiche Geschichte geschrieben hat – die Kunden, die guten Produkte oder die Mitarbeitenden?

Das Erfolgsrezept von Müller Packaging hat die Zutaten Mitarbeiterfleiss, Qualitätsdenken, Hang zur Perfektion, Schweizer Mentalität, schlanke Prozesse und dadurch effiziente Produktionslinien, eine moderne Materialbewirtschaftung und kluge, regelmässige Investitionen in die Produktion und in die Menschen im Betrieb. Bei der Zubereitung achten wir auf partnerschaftliche Zusammenarbeit mit unseren Kunden und Lieferanten. Und sollten wir auf innovative Ideen stossen, haben wir den Mut, das Erfolgsrezept anzupassen und auf den Kunden auszurichten. Daher kommt auch das breite und umfangreiche Sortiment an speziellen Verpackungslösungen. Am Erfolgsrezept beteiligt sind die Mitarbeitenden aller Abteilungen, was zu spannenden Abgleichungen führt und unsere Arbeit immer wieder hinterfragen lässt. So werden intern auch keine Sachdiskussionen gescheut, was dem Erfolgsrezept die nötige Würze gibt.

 

«Und sollten wir auf innovative Ideen stossen, haben wir den Mut, das Erfolgsrezept anzupassen und auf den Kunden auszurichten».

 

Wo liegen die Anfänge von Müller AG Verpackungen?

Das Fundament von Müller Packaging wird im Jahre 1888 gelegt, als das Ehepaar Rudolf und Elisabeth Müller-Thommen seinen Wohnsitz von Gelterkinden nach Kleinhüningen in Basel verlegt und eine Spenglerwerkstatt samt Wohnhaus übernimmt. Für Apotheken produziert der junge Familienbetrieb Weissblechdosen als einfache und gute Lösung für Salben. In den 1910er-Jahren entdeckt ihr Sohn Ernst Müller mit der Serienproduktion von Weissblechbüchsen für die schnell wachsende Basler Chemie eine echte Marktlücke und baut die Produktionskapazitäten 1922 in Münchenstein aus. So feiert Müller Packaging im 2022 also ein Doppeljubiläum: 125 Jahre Firmenjubiläum und 100 Jahre Standort Münchenstein.

 

«So feiert Müller Packaging im 2022 also ein Doppeljubiläum: 125 Jahre Firmenjubiläum und 100 Jahre Standort Münchenstein».

 

Mit Weissblechdosen für Apotheken und dann für die Basler Chemie haben die Müllers erste Erfolge erzielt. Wie sieht das Produktesortiment heute aus?

Müller Packaging produziert Gefahrengutverpackungen, hergestellt aus Feinblech, verzinktem Blech, Chromstahl oder Kombiverpackungen (Kunststoffbehälter im Stahlfass). Für das breite Sortiment an Spund-, Deckel- und Kombifässern mit Fassungsvermögen von 1L – 250L werden Feinbleche von 0.5 – 1.5 mm eingesetzt. Fibretrommeln und viele Speziallösungen, wie beispielsweise Bergungsfässer, runden das Sortiment ab.

 

Wenn man Müller AG Verpackungen als «Hersteller von Fässern vor allem für die Pharmaindustrie» umschreiben würde, wären Sie mit dieser Formulierung zufrieden?

Dies würde zu wenig weit greifen. Von der Historie her trifft es bestimmt zu, dass die Pharmaindustrie in der Vergangenheit ein wichtiger Pfeiler war. In der aktuellen Umsatzstatistik ist diese Branche eher rückläufig, was auch damit zu tun hat, dass unsere Produkte von verschiedenen Branchen nachgefragt werden. Heute verlassen sich Unternehmen der Branchen Spezialitätenchemie, Kosmetik, Aromen und Riechstoffe, Lebensmittel, Mineralöl, Farben und Lacke sowie aus der Halbleiterindustrie oder aus dem Bereich Lagerung, Logistik und Distribution auf unsere bewährten Kundenlösungen.

Wie hat sich der Markt für Industrieverpackungen in den letzten Jahren verändert?

Grundsätzlich haben wir auf der einen Seite wahrgenommen, dass die Anforderungen an die Qualität von Industriefässern kundenseitig gestiegen sind. Die Kunden suchen für ihre Anwendungen immer konsequenter die ideale Verpackungslösung. Dabei spielen Qualität, Hygiene, Reinheit und Wiederverwertbarkeit (Recycling), aber auch die Liefertreue, wichtige Faktoren. Auf der anderen Seite sind die Preise für Industrieverpackungen in den letzten Jahren unter Druck gekommen. Kunden fordern eine konstant hohe Qualität, sind aber nicht immer bereit, dafür auch mehr zu bezahlen.

 

«Die Kunden suchen für ihre Anwendungen immer konsequenter die ideale Verpackungslösung».

 

Hat die Corona-Pandemie den Markt für Industrieverpackungen auch tangiert?

Die Corona-Pandemie hat neue Herausforderungen gebracht. Wir wurden mit Engpässen bei der Rohstoffbeschaffung, in Logistikketten und bei Ersatzteilen konfrontiert. Gerade diese schwierige Situation hat gezeigt, wie wertvoll langjährige und gute Lieferantenbeziehungen und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Kunden und Lieferanten sind – und wie wichtig der Wert einer guten Kommunikation ist. Die gemeinsame Lösungsfindung hat alle Seiten bestärkt, mit den «richtigen» Partnern zusammenzuarbeiten.

 

Blieb denn auch das eine oder andere in den letzten Jahren beständig?

Es ist bemerkenswert, dass sich die Grundkonstruktion des Fasses schon über viele Jahrzehnte bewährt hat, dass das Recycling von Stahlfässer sehr gut funktioniert und dass das Stahlfass auch in Zukunft einen festen Platz in den Beschaffungsstrategien der verarbeitenden Industrie haben wird.

 

Wie stellt sich Müller AG Verpackungen auf die nächsten 10 Jahre ein?

Neue Themen, wie beispielsweise Energieeffizienz, Rohstoffgewinnung, Kreislaufwirtschaft oder Digitalisierung, um nur ein paar zu nennen, stossen in der Unternehmensagenda nach vorne und müssen strategisch und operativ bearbeitet werden. Umweltschutz und Nachhaltigkeit bleiben wichtig. Und bei allen Veränderungen die kommen werden, gilt es für uns weiterhin, die Effizienz zu steigern, die Prozesse schlank und die Mitarbeiterzufriedenheit hoch zu halten. In diesem agilen Umfeld gewinnen Zuverlässigkeit, Qualität und Ökologie an Bedeutung. Sie werden zum Schmieröl einer erfolgreichen Kundenbeziehung, wenn ich hier ein Bild aus der Mechanik heranziehen darf.

 

Fassproduktion Münchenstein

 

Müller AG Verpackungen hat sich den Ruf als «Qualitäts-Leader» erarbeitet. Was ist damit gemeint?

Ganz einfach und ohne überheblich rüberzukommen: Für Kunden und Mitbewerber sind wir der Massstab für die weltweit besten Industriefässer. In unseren Märkten hat sich deshalb auch der Begriff des «Müller-Fasses» etabliert. Wir setzen glaubwürdig den Standard «Qualitäts-Leader», der durch die Kunden und von Mitbewerbern geschätzt und anerkennt wird. Dies ist umso wichtiger, weil bei Gefahrengutverpackungen jede Undichtheit zu einer Katastrophe führen kann. Kunden erwarten für ihre Füllgüter einen Rundumschutz, den wir bei Müller Packaging kompromisslos garantieren und liefern.

 

Sie sind seit bald 14 Jahren Geschäftsführer von Müller AG Verpackungen. Was treibt Sie als Unternehmenschef an?

Mit Menschen gemeinsam etwas erreichen, sich gegenseitig zu motivieren, sich auszutauschen, unterschiedliche Meinungen im Berufsalltag anzunehmen, nicht wertend, eher im Sinne von voneinander zu lernen, das treibt mich an. Arbeit an der Kultur. Fördern des Gemeinsinns. Schaffen von idealen Arbeitsräumen als hohes Ziel – im Bewusstsein, dass Idealzustände in den meisten Fällen nicht vollständig umgesetzt werden können. Daneben sind mir drei Maximen wichtig. Erstens: die Kontinuität in unserem Wirken, in unseren Aussagen und in unserer Qualität. Zweitens: die Eigenverpflichtung, stets bestrebt zu sein, sich stetig zu verbessern. Drittens: unser Handeln gebündelt auf die Kundenbedürfnisse auszurichten.

 

Sie leiten ein Unternehmen der Familien Müller. Hat der Status eines Familienunternehmens einen gewichtigen Einfluss auf die Unternehmensphilosophie? Wo ist dies spürbar?

In einem Familienunternehmen kennt man sich und steht füreinander ein. Die Eigentümer sind für die Mitarbeitenden sichtbar, nah und haben jederzeit ein offenes Ohr für Anliegen, Wünsche oder Ideen. Die Zusammenarbeit ist dadurch direkter und persönlicher. Das Wohl der Mitarbeitenden hat strategisches Gewicht. Die Finanzierung durch die Müller-Familien machen uns unabhängig. Das Handeln richtet sich nach den familiären Werten und nicht nach allfälligen Forderungen von den Kapitalmärkten.

 

«In einem Familienunternehmen kennt man sich und steht füreinander ein».

 

Mittlerweile hat die fünfte Müller-Generation in der Konzernleitung Einsitz genommen. Spüren Sie einen frischen Wind von oben herab?

Es inspiriert mich, unser Geschäftsmodell und unsere Jahrespläne vermehrt auch mit den jüngeren Familienmitgliedern der fünften Müller-Generation zu spiegeln. Sich jungem Denken, anderen Sichtweisen und Herangehensweisen zu stellen, kann sich nur erfolgreich auf die Müller-Zukunft auswirken. Seit Anfang 2022 ist Patrick Müller, Sohn des ehemaligen CEOs Peter Müller, Verwaltungsratspräsident der Müller AG Verpackungen. Er ist neben seinem VR-Mandat auch operativ in die Jubiläumsmassnahmen 2022 involviert, was sehr bereichernd ist. Die Müller-Familien haben zwei, drei gleiche Charakterzüge, die sich querbeet durch die Generationen ziehen: Die Müllers sind offen, bodenständig, freundlich, humorvoll und hilfsbereit. Alles Eigenschaften, die auch im Unternehmertum gut ankommen!

 

«Die Müllers sind offen, bodenständig, freundlich, humorvoll und hilfsbereit».

 

Was meinen Sie, welche Müller-Generation hat die Vision entwickelt, dereinst ein führender Anbieter von Gefahrgutverpackungen zu werden?

Jede Müller-Generation hat die Zeichen der Zeit richtig erkannt und die Weichen für die Zukunft geschickt gelegt. Der grösste Ausbauschritt – auch in die Diversifizierung des Geschäfts – geht aber auf die dritte Müller-Generation zurück. Während Ernst Müller (von der zweiten Generation) als der «Gründer» des Verpackungsunternehmens gilt, werden seine beiden Söhne Rudolf und Hans als die beiden «Väter» der Müller-Gruppe bezeichnet. Sie bauen das Ursprungsgeschäft in den 1950er-Jahren zügig aus, modernisieren und sichern die Firma auf mehreren Stützen ab. Sie dürfen gut und gerne als Pioniere der schweizerischen Blechwarenverpackungsindustrie bezeichnet werden.

 

Fassproduktion Reiden

 

Sie sind – mit Ihren Geschäftsleitungskollegen – für zwei Standorte zuständig: Münchenstein und Reiden. Welche Bedeutung haben die beiden Produktionsstandorte für Sie?

Münchenstein in unmittelbarer Nähe zu Basel ist aus historischer Sicht der ideale Standort, um die Chemie- und Pharmakunden am Rhein zuvorkommend betreuen und schnell beliefern zu können. Der Zweitstandort Reiden liegt strategisch ideal in der Mitte der Schweiz und ergänzt die Ost-West- und Nord-Süd Vertriebsausrichtung optimal. Als den Höhepunkt seines beruflichen Lebens bezeichnet Rudolf Müller (von der 3. Müller-Generation) die Gründung im März 1978 der Fassfabrik in Reiden. «Das war neben meinen drei leiblichen eigentlich mein viertes Kind», sagte er einmal schmunzelnd.

 

Müller AG Verpackungen gehört zur Müller Group. Die Firmengruppe hat sich den Slogen «From Packaging to Processing» gegeben. Was hat es damit auf sich?

Der Slogan bezieht sich auf die vier Unternehmen der Müller Group und ihr Angebot, das sich entlang der Wertschöpfungskette von Industrieverpackungen (Packaging) bis hinein in die Betriebe unserer Kunden zieht. Denn die Müller-Fässer mit den wertvollen Inhalten werden in weiterverarbeitenden Industriebetrieben umpalettiert, umgeleert, gemischt, gelagert oder gereinigt. Für all diese Handling- und Processing-Aufgaben haben die Schwestergesellschaften von Müller Packaging passende Kundenlösungen. Der Gruppengedanke und das Zusammenführen der Unternehmen in eine starke Industriegruppe verdanken wir der 3. und 4. Müller-Generation.

 

Auf ein Jubiläum hin, werden oft Geschenke verteilt. Können Sie uns schon verraten, wen Müller AG Verpackungen beschenken möchte und mit was?

Zuviel verraten möchte ich an dieser Stelle nicht (lacht). Wir möchten ja die eine oder andere Überraschung platzieren. Wenn die Leserinnen und Leser dieses Interviews Müller Packaging durchs Jubiläumsjahr «begleiten» und mehr über unsere Aktionen erfahren möchten, empfehle ich einen regelmässigen Besuch auf www.mueller-group.com/125. Auf dieser Website sind 12 Fenster mit den Monaten im 2022 angelegt. Jeden Monat öffnet sich ein neues Fenster und die Inhalte in den Fenstern werden regelmässig aktualisiert. So werden die Informationen, Fotos und Geschichten rund ums Jubiläum allen interessierten Personen zugänglich gemacht. Ich freue mich, wenn Sie uns online besuchen.

 

Herr Tanner, vielen Dank für das Interview und Ihre Einblicke ins Firmenjubiläum.