Der Geschichte auf der Spur
Ernst Müller
1885-1944
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Umzug nach Münchenstein bringt die Serienproduktion
Die Pläne waren eigentlich anders angelegt. Zwei Schicksalsschläge führen Ernst Müller jedoch in den Familienbetrieb. Hier findet er ein paar Jahre später eine Marktlücke und bedient fortan die Basler Chemie mit Weissblechemballagen. Das Geschäft boomt und ein neuer Produktionsstandort muss gefunden werden, der genug Platz für die Serienproduktion bietet. So kommt die Ernst Müller Blechwarenfabrik 1922 nach Münchenstein.
Die Familiensituation in Kleinhüningen war für Ernst Müller klar. Vater Rudolf führt die Spenglerei. Seine Mutter Elisabeth unterstützt seinen Vater und führt das Haushaltsgeschäft. Und für seinen älteren Bruder Rudolf war vorgesehen, nach seiner Bauspenglerlehre in den Familienbetrieb zu wechseln und diesen dereinst zu übernehmen und weiterzuführen. So konnte Ernst motiviert und guten Mutes seine Lehrstelle als Fergger bei Senn und Co in Basel antreten.
Und dann kam alles anders. Zuerst der Tod des Vaters. Und dann der tragische Unfall seines Bruders Rudolf, der während der Lehre als Bauspengler 1901 von einem Gerüst stürzt und sich dabei schwer verletzt und später an einer Hirnhautentzündung stirbt.
So haben sich die Zukunftspläne für den Familienbetrieb durch zwei tragische Ereignisse in Luft aufgelöst. Zusammen mit Mutter Elisabeth entscheidet Ernst, die Fergger-Lehre abzubrechen und in den Familienbetrieb zu wechseln.
Als 16-jähriger tritt er 1901 in den Familienbetrieb ein. Zusammen mit seiner Mutter und ihrem ersten Mitarbeiter Herrn Neuenschwander bringen sie die Spenglerei voran. In den 1910er-Jahren erkennt Ernst Müller mit der Serienproduktion von Weissblechbüchsen für die schnell wachsende Basler Chemie eine echte Marktlücke. Trotz Erstem Weltkrieg (1914-1918) wird die Fabrikation modernisiert.
1920 – Ernst ist gerade 35 Jahre alt geworden – tritt Elisabeth die Spengler an ihren Sohn ab. Dieser sieht die Räumlichkeiten in Kleinhüningen mittlerweile als zu klein an, um den gestiegenen Kundenbedürfnissen zu entsprechen. Ernst sucht einen neuen Standort, der eine moderne Serienfertigung zulässt … und findet diesen in Münchenstein. 1922 kauft er dort das Fabrikationsgebäude der Firma Ackermann und stellt eine moderne Fertigungslinie für die Weissblechemballagen auf.
1923 holt er seinen Bruder Karl, der als Lehrer in Basel tätig war, als kaufmännischen Leiter in die Firma. Die beiden ergänzen sich charakterlich gut und vertrauen einander gegenseitig. Anstehende Aufgaben und Investitionen werden gemeinsam erörtert und diskutiert. Den letzten Entscheid trifft jedoch Ernst immer alleine.
Ernst Müller ist im Betrieb und bei den Kunden und Lieferanten als Visionär und als ausserordentlich guter Planer bekannt. Was er in die Hand nimmt, wird zu Geld: Wenn er einen Fünfliber zu Boden fallen lässt, liest er zwei auf – sagt man zuweilen über ihn.
«Er war die Seele des Geschäftes, ein grosser Organisator. Ohne seine Initiative und stürmische Tatkraft stände das Werk nicht in der heutigen Grösse da. Sein Name bleibt mit ehernen Lettern am Betriebsgebäude eingegraben», ist in einem Festgruss zum 25-jährigen Bestehen der Ernst Müller Blechwarenfabrik in Münchenstein zu lesen.
Als leidenschaftlicher Sportfischer kauft er kurz vor dem Zweiten Weltkrieg ein Anwesen am Sempachersee, wo er sein Hobby pflegen und Erholung finden kann. In Arlesheim baut er sich und seiner Familie eine schöne Villa. Geniessen kann er jedoch seinen Lebensabend nicht. Er stirbt 1944 im Alter von erst 59 Jahren.