Jubiläumsaktivitäten

125 + 125 = Jubiläumssackmesser

 

Vor 125 Jahren hat Karl Elsener sein Offiziers- und Sportmesser patentieren lassen. Zeitgleich also mit dem Start der Unternehmensgeschichte von Müller Packaging beginnt die Erfolgsgeschichte des Schweizer Taschenmessers. Diese Parallele führt dazu, dass Müller Packaging im 2022 eine Limited Edition eines Victorinox-Jubiläumsmesser herausgibt. Die 250 Stück sind anlässlich der Feierlichkeiten am 17. und 18. Juni 2022 an geladene Gäste verteilt worden. Die Limited Edition ist vergriffen. Wer ein solches Taschenmesser sein Eigen nennen kann, hat ein Sammlerstück in Händen.

 

 

Seit der Altsteinzeit benutzt der Mensch scharfe Klingen, zuerst aus Stein, vereinzelt aus Holz, Knochen und anderen harten Materialien. Sie helfen dem ursprünglichen Pflanzenfresser, andere Nahrungsquellen zu erschliessen und beispielsweise Aas zu verwerten, da sein Gebiss nicht zum Zerreissen von Fleisch ausgelegt ist. Das Messer ist seit der Vorgeschichte ein persönliches Universalwerkzeug. Es wird gleichermassen von Frauen und Männern aus adligem, bürgerlichem und bäuerlichem Umfeld meist am Gürtel getragen, zählt als Kleidungsbestandteil und hat – was die Messer mit zweischneidigen Klingen betrifft – als Dolch mit Doppelfunktion teilweise den Charakter eines Standeszeichens.

 

Quelle: Heinz Knorr: Messer und Dolch. Eine Untersuchung zur mittelalterlichen Waffenkunde in gesellschaftskritischer Sicht. Museum für Ur- und Frühgeschichte Potsdam, 1971, Band 6, S. 129–132.

 

Wenn ein bekanntes Familienunternehmen im 2022 – so wie Müller Packaging – sein 125-Jahr-Jubiläum feiert, dann lohnt sich ein Seitenblick: Die Rede ist von Victorinox, der Schweizer Qualitätsmarke, die u. a. für ihre Taschenmesser bekannt ist.

 

Wenn es um unverwechselbares Schweizer Design geht, landet man rasch beim Schweizer Taschenmesser. Das legendäre Gadget wurde vor 130 Jahren kreiert und vor 125 Jahren vor Nachahmern geschützt.

 

Ende der 1880er-Jahre hat die Schweizer Armee erstmals die Beschaffung eines klappbaren Soldatenmessers diskutiert, das zum Essen und Zerlegen des Standardgewehrs dienen soll. Zehn Jahre später bestellt sie das Modell 1890 mit Klinge, Schlitzschraubenzieher, Ahle und Dosenöffner. In der Messerschmiede von Karl Elsener wird das erste Taschenmesser für Schweizer Soldaten produziert, strikt nach den Plänen der Eidgenössischen Kriegsmaterialverwaltung.

Ein paar Jahre später, 1897, kreiert Karl Elsener eine eigene, leichtere, elegantere Variante mit mehr Funktionen und nennt es Offiziers- und Sportmesser. Er gibt dem Werkzeug einen Korkenzieher mit, eigens für das Führungspersonal der Schweizer Armee, damit die Offiziere ihren Wein jederzeit und überall, unterwegs auf dem Feld oder in der Kaserne, öffnen und geniessen können. Seine Erfindung lässt er durch den Eintrag im Register «Muster und Modelle» schützen.

Die Erfindung des rostfreien Stahls, Inox, im Jahr 1921, bedeutet für die Messerschmiede von Karl Elsener einen regelrechten Quantensprung. Das Unternehmen nennt sich fortan Victorinox, eine Namenskreation die aus dem Vornamen seiner Mutter Victoria und aus Inox entsteht. Rostfreie Sackmesser anbieten zu können, fördern den Absatz um ein Vielfaches.

Der Siegeszug des Schweizer Sackmessers nimmt seinen Lauf, auch wegen der zahlreichen Versionen und Sondereditionen, die das Familienunternehmen Victorinox, mittlerweile in der 4. Generation geführt, Jahr für Jahr auf den Markt bringt. Vor fünf Jahren hat das Unternehmen sein 500millionste Taschenmesser hergestellt. Im Jahr verlassen zehn Millionen Messer die Fabrik. Mittlerweile umfasst das Sortiment 400 verschiedenen Modelle.

Marketingspezialisten fragen sich mitunter, warum die Verkaufszahlen der Sackmesser nicht kontinuierlich zurückgehen, da heutzutage in den Hosentaschen der Jugendlichen eher ein Smartphone als ein Schweizer Taschenmesser steckt und auch nicht mehr so viel Holz geschnitzt wird wie zu den Zeiten von Michel aus Lönneberga.

Der Erfolg ist wohl darin begründet, dass das Schweizer Sackmesser Kultstatus erlangt hat, auch durch Geschichten, wie diese, die sich am 12. November 1995 ereignet hat, oben im Weltraum, in der Raumfähre Atlantis, beim Andockmanöver an die Weltraumstation Mir. Der kanadische Astronaut Chris Hadfield und sein Kommandant Kenneth Cameron scheitern mehrmals beim Versuch, die Luke zur Raumstation zu öffnen. Die Tür ist zu fest verschlossen und der Weg ins Innere der Station dadurch verwehrt. Gelöst hat Chris Hadfield die Herausforderung, indem er sein Schweizer Taschenmesser zur Hilfe nimmt. Später erklärt er einem interessierten Raumfahrtpublikum: «Wir brachen in die Mir ein, indem wir ein Schweizer Taschenmesser benutzten. Darum hier mein Tipp an alle Astronauten dieser Erde: Verlasst den Planeten nie ohne ein Schweizer Taschenmesser!»