Peter Müller – freie Fahrt voraus in den neuen Lebensabschnitt

Peter Müller – freie Fahrt voraus in den neuen LebensabschnittMüller Group



Zur Pensionierung von Peter Müller: Das grosse Interview mit dem Patron alter Schule, der gedanklich jung und interessiert geblieben ist.


Mitinhaber, Verwaltungsrat und ehemaliger CEO der Müller Group, Peter Müller (PM), geht Ende März 2021 in den Ruhestand. Er hat in den letzten 39 Jahren sehr viel für die Müller Group entschieden und bewegt. Doch wer ihn kennt, weiss, dass er dies als Teamplayer so nicht stehen lassen möchte.

PM: Wir, damit meine ich meine Verwaltungsratskollegen und Geschäftsleitungsmitglieder, die Kadermitarbeitenden und alle Mitarbeitenden in der Produktion und Verwaltung, haben als Team gemeinsam viel erreicht, Höhen und Tiefen durchschritten. Und mit einer guten Portion Zuversicht, mitunter auch einem glücklichen Händchen für die richtigen Entscheidungen, vorausschauender Planung und täglichem Fleiss, die Müller Group kontinuierlich und erfolgreich vorangebracht.

 

Als Zeitdokument ist 2008 das Buch «Die Müller-Gruppe. Von der Spenglerei zum Industriebetrieb» erschienen. Darin ist u. a. der Werdegang von Mitinhaber Peter Müller innerhalb der Müller Group skizziert. 1982 ist er als Verkaufsleiter von Müller Plastics (damals noch Plastomatic) eingetreten, hat dann die Geschäftsführung übernommen. 1999 wurde er CFO der ganzen Gruppe, im 2006 Delegierter des Verwaltungsrats und CEO der Müller Group. Das CEO-Amt hat er 2019 an Christian Reinau übergeben. Seit 1997 ist er – neben seinen operativen Funktionen – auch Verwaltungsrat.

 

Herr Müller, welche dieser Funktionen haben Sie am liebsten ausgeführt? In welcher haben Sie am meisten bewegen können?

PM: Ich habe jede Funktion gerne ausgeführt. Es ist die Vielfalt der Aufgaben, die mich äusserst befriedigt auf mein Wirken zurückblicken lässt. Besonders geschätzt habe ich die Kontakte zu allen Mitarbeitenden und Kaderkollegen. Das Zwischenmenschliche habe ich deshalb auch gezielt gepflegt. Bei allen Funktionen habe ich versucht, mit gutem Beispiel und positiver Einstellung voranzugehen. Fachtechnisch bin ich mit der Kunststoffverarbeitung verbunden, schlussendlich habe ich 17 Jahre meiner Müller-Jahre bei Müller Plastics verbracht. Als Verkaufsleiter von Müller Plastics habe ich realisiert, dass ein wichtiger Teil einer Kundenbeziehung darin besteht, dem Kunden zuzuhören und ihm Respekt zu zollen. Diese Kundenzentrierung habe ich bei alle meine Folgeaufgaben hochgehalten. Die Aufgaben des CFO der Müller Group hat mich, als zahlenaffine Person, besonders fasziniert. Und das Amt des CEO war natürlich die Krönung für mich. In dieser Phase konnte ich – zusammen mit dem ganzen Team – Meilensteine setzen und vieles bewegen und in die Wege leiten, das heute noch spürbar ist.

 

Was waren in Ihrem Wirken in der Müller Group Ihre grössten Erfolge? Was Ihr grösster Fehler?

PM: Bei den Erfolgen führe ich die Verbesserung der Kommunikation an und das Etablieren einer Unternehmenskultur, die Vertrauen und Transparenz nach innen und aussen ermöglicht und ausstrahlt. Betriebswirtschaftlich haben die grossen Rationalisierungsinvestitionen nachhaltig gewirkt. Bei Müller Plastics hat die Einführung der Coex-Technologie dem Unternehmen einen Sonderstatus im Markt gegeben. Und auch der Kauf des Stationswegs, der ursprünglich durch unser Betriebsareal in Münchenstein geführt hat, war ein cleverer Schachzug, der den späteren Neubau in der Tramstrasse und die Optimierung der Produktion von Müller Packaging ermöglichte. Mein grösster Fehler war es sicherlich, den einen oder anderen Personalentscheid zu lange herausgezögert zu haben, weil ich hoffte, dass sich die betroffenen Personen in der Sache, in der Art und Weise das Geschäft zu führen, doch noch ändern, was sich dann aber nicht eingestellt hat.

 

Im Zeitdokument «Die Müller-Gruppe. Von der Spenglerei zum Industriebetrieb» sind einige Aussagen von Ihnen resp. über Sie erschienen. Gerne würden wir zu einigen Aussagen erfahren, wie Sie diese heute – 13 Jahre später – beurteilen.

 

Aussage 1 aus dem Jahr 2008: «Seit Peter Müller die Gruppe führt, wurde viel in die Rationalisierung der Produktion investiert. Er befindet das Potenzial als noch nicht ausgeschöpft».

Wo steht die Müller Group heute betreffend Lean Management?

PM: Wir sind innerhalb der Müller Group auf einem guten Level «lean unterwegs». Unsere Anstrengungen, «lean zu sein» sind jedoch als eine andauernde Entwicklung, als Langstreckenrennen, anzusehen. In unseren Unternehmen verfolgen wir entsprechend nach wie vor beharrlich das Ziel, als schlanke Organisationen zu agieren.

 

Aussage 2 aus dem Jahr 2008: «Noch ist Peter Müller mit dem Erreichten nicht zufrieden. Er will die Kommunikation innerhalb der Gruppe und nach aussen verbessern. Das Gruppendenken soll gefördert und die Geschäftsleitungen sollen zusammengeschweisst werden».

Ist die Kommunikation verbessert, das Silodenken eliminiert und tauschen sich die Geschäftsleitungen regelmässig partnerschaftlich aus?

PM: In der Müller Group ist ein gesundes Gruppendenken vorhanden. Die Müller-Unternehmen schätzen sich gegenseitig, arbeiten bei übergeordneten Themen gut zusammen und tauschen sich regelmässig aus. Da die Unternehmen alle eigenständig agieren und ihre Umsatz- und Wachstumsziele verfolgen, bleibt das Eigeninteresse der vier Müller-Unternehmen naturgemäss hoch.

 

Aussage 3 aus dem Jahr 2008: «Zu einem wichtigen Element der Geschäftspolitik von Peter Müller gehört: Keine teuren Experimente im Ausland».

Wie beurteilen Sie das Joint Venture Müller Unifab, das 2018 ins Leben gerufen wurde?

PM: Das Risiko eines Engagements im Ausland muss abschätzbar und kalkulierbar sein. Das ist bei unserem indischen Joint Venture Müller Unifab gegeben. Das Unternehmerrisiko ist überschaubar und das finanzielle Engagement klar definiert. Gut abgestützt und tragfähig sind auch die familiären Beziehungen, die wir mit dem indischen Partner pflegen. Aufgrund der Corona-Situation hat das Joint Venture noch nicht so Fahrt aufgenommen. Ich bin aber zuversichtlich, dass die verantwortlichen Personen schon bald aufs Gaspedal drücken können.

 

Sie gehen nun Ende März 2021 in den wohlverdienten Ruhestand nachdem Sie Ihr CEO-Amt bereits vor zwei Jahren abgegeben haben. Wann wurde Ihr Nachfolger als CEO, Christian Reinau, bestimmt?

PM: Christian Reinau war viele Jahre mein CFO. Mit ihm habe ich viele operative und strategische Themen diskutiert und Lösungswege gefunden. Sein gesamtheitliches unternehmerisches Denken hat mich und den Verwaltungsrat schon früh überzeugt. Zwei Jahre vor der CEO-Übergabe wurde er zum CEO Stv ernannt. Seit März 2019 fungiert er nun bereits souverän als Kapitän der Müller Group. In meinen letzten zwei Jahren bei der Müller Group konnte ich unmittelbar miterleben, dass wir uns richtig entschieden haben und Christian Reinau eine Idealbesetzung ist.

 

Viele KMU in der Schweiz – so liest man – haben Probleme in der Nachfolgeregelung der Unternehmensführung. Was macht hier die Müller Group besser?

PM: Als Unternehmer muss man sich stets Optionen schaffen und sich stark mit der Zukunft auseinandersetzen. So hat die Planung meiner Nachfolge vor fünf Jahren begonnen. Die interne Nachfolgelösung hat für uns total Sinn gemacht: Christian Reinau kennt das Unternehmen, seine Geschichte und seine Kultur. Er ist bestens mit der Strategie vertraut und hat sie selbst mitentwickelt. Durch seine Erfahrung geniesst er Glaubwürdigkeit und eine breite Unterstützung. Als der Zeitpunkt der Amtsübergabe kam, war ich bereit, abzugeben und habe mich ganz bewusst aus den Entscheidungen des CEO herausgehalten. Eine typische Win-Win-Situation im klassischen Sinne.

 

Peter Müller, was wünschen Sie dem Müller Group-Team für die Zukunft? Auf welche Punkte soll es den Fokus richten?

PM: Die Dynamik in unseren Märkten, die Digitalisierung in der Industrie, geopolitische Einflüsse – es gibt viele Herausforderungen zu meistern. Auch früher waren die Herausforderungen gross – aber heute dreht sich das Rad der Veränderung schneller, was die Führung eines KMU anspruchsvoller macht. So wünsche ich dem ganzen Team viel Mut und Kraft, sich diesen Herausforderungen zu stellen. Und auch eine grosse Portion Gelassenheit, um im richtigen Moment die Ruhe zu bewahren und im richtigen Moment die Chancen klug zu packen. Unsere Kunden, z. B. aus dem Pharma-, Chemie- und Food-Sektor, sollen sich dadurch weiterhin auf qualitativ hochstehende und sichere Produkte aus den beiden Geschäftsfeldern Industrieverpackungen und Handling & Processing verlassen können.

 

Ihr letztes Jahr im Arbeitsleben war geprägt von der Corona-Pandemie. Welche Eindrücke aus der Müller Group bleiben bei Ihnen haften?

PM: Die Corona-Pandemie hat unsere vier Unternehmen unterschiedlich betroffen. Zwei der Firmen arbeiteten zwischenzeitlich kurz. Unser umsatzstärkstes Unternehmen, die Müller Packaging, war praktisch nicht tangiert. Hier in Münchenstein hatten wir aber auch das Glück, dass wir kaum kumulierte Krankheitsfälle zu verzeichnen hatten. Die Konzernleitung analysierte die Situation laufend und hat mit Augenmass reagiert. Das Schutzkonzept war rasch umgesetzt und hat sich bewährt. Beeindruckt hat mich die Flexibilität unserer Mitarbeitenden, welche im Betrieb die Produktion hochgehalten haben und gestaffelt im Büro und im Homeoffice die bestehenden Kunden weiterhin zuvorkommend betreut haben. Die Corona-Pandemie hat das Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt und die Flexibilität der Teams aufgezeigt.

 

Sie waren in den letzten 39 Jahren viel beschäftigt, mit der Müller Group und einigen Verwaltungsratsmandaten. Und jetzt Ende März beschert Ihnen die Pensionierung einen riesen Zeitgewinn. Gibt es Projekte und Unternehmungen, die Sie schon lange durchführen wollten, aber bis dato die Zeit gefehlt hat?

PM: Ich habe meine Hobbies – zum Ausgleich der beruflichen Herausforderungen – immer gepflegt. Und jetzt werde ich dies in einem grösseren Zeitrahmen ausgedehnter tun können. Ich freue mich auf mehr Zeit mit meiner lieben Frau Marie-Therese sowie mit unserer grossen Familie und meinen vielen Grosskindern. Geniessen werde ich bestimmt auch unsere ausgedehnten Oldtimerausfahrten und die Flussfahrten mit dem Hausboot in Frankreich. Auch mein Atelier wird stärker von mir genutzt: ich bin begeisterter Modellbauer. Das Gesellige werde ich nach wie vor in der Zunft zu Rebmessern in Reinach, im lokalen Rotary Club und in einem Managementclub in der Region pflegen. Und schlussendlich bleibe ich der Müller Group als Verwaltungsrat erhalten, zumindest noch ein bisschen (schmunzelt).

 

Herzlichen Dank für dieses Interview und für die Zukunft nur das Beste!

 

Gute Fahrt, Peter und Marie-Therese Müller!



Ihre Ansprechperson


Stöckli
Ralf Stöckli
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