Auf der sicheren Seite mit dem MultiCan-Atex
Müller Plastics
Auf den ersten Blick unterscheiden sich die beiden Kanister, die bei Horst Meier, Key Account Manager bei Müller Plastics, auf dem Tisch stehen, nicht gross. Für das ungeschulte Auge sind beide identisch, abgesehen von verschiedenen Farben. Doch die Unterschiede sind markant: Während der blaue Kanister ein isolierender Stapelkanister ohne ableitende Eigenschaften ist, besteht der grüne Kanister nebenan zwar auch aus einer isolierenden Wand, hat jedoch auch eine ableitfähige Aussenschicht. Der sogenannte MultiCan-Atex ist somit für den Einsatz in einer explosionsfähigen Atmosphäre, also in sogenannten ATEX-Zonen 1 und 2, konzipiert und besteht aus sechs verschiedenen Schichten. Eine dieser Schichten ist eine hochwirksame Sperrschicht aus Ethylen-Vinylalkohol-Copolymer (EVOH), die dafür sorgt, dass aus dem Gebinde keine Gase entweichen. Ebenso können umgekehrt keine Fremdgerüche und Gase, wie zum Beispiel Sauerstoff, aus der Umgebung eindringen. Innen besteht der Kanister aus reinem High-Density-Polyethylen (HDPE). Die Aussenschicht besteht aus einer Mischung von HDPE und einem ableitfähigen Zusatzstoff. Diese spezielle Schicht verhindert das Auftreten von sogenannten Büschelentladungen, die beim Handling Explosionen verursachen können.
«Wir stellen diesen Kanistertyp seit 2009 serienmässig her», erläutert Horst Meier. «Die Aromenindustrie brauchte damals Gebinde, welche die Diffusion der Stoffe besser unterbinden sollten. Gleichzeitig verlangten unsere Kunden nach einer Lösung für das Abfüllen leicht entzündlicher Flüssigkeiten.» Aus diesen Bedürfnissen heraus entwickelte Müller Plastics den heutigen MultiCan-Atex, der in verschiedenen Grössen von 3 bis 30 Litern und in verschiedenen Farben erhältlich ist. Er eignet sich für alle Stoffe aus den Verpackungsgruppen 2 und 3, also für Stoffe mit mittlerer und geringer Gefahr. Dazu zählen unter anderem Aroma- und Gewürzkonzentrate, Essenzen, Lösungsmittel, Desinfektionsmittel sowie Farben und Lacke. Der MultiCan-Atex wird vor allem in Spezialchemieunternehmen und in der Lebensmittelindustrie eingesetzt.
Elektrostatische Aufladungen lassen Funken sprühen
Gemäss dem «Europäischen Übereinkommen über die internationale Beförderung gefährlicher Güter auf der Strasse» (ADR) braucht es für leicht entzündliche Produkte ab fünf Liter Volumen geeignete Verpackungen. In den «Technischen Regeln für Gefahrstoffe» (TRGS 727 «Vermeidung von Zündgefahren infolge elektrostatischer Aufladungen») sind diese Massnahmen genau definiert. Denn es braucht nicht viel für eine Explosion, wenn entzündliche Stoffe in gewöhnlichen Kanistern transportiert werden: Elektrostatische Aufladungen treten nahezu überall in unserem Alltag auf. Am Menschen, an der Kleidung und an weiteren Materialien wie Kanistern können elektrische Ladungen von mehreren 10’000 Volt führen. Schon bei Ladungen von mehr als 3'000 Volt können Funken oder Büschelentladungen entstehen, die in einer explosionsgefährdeten Umgebung zu einer Explosion führen können. Die Energie solcher Entladungen hängt unter anderem von der Luftfeuchtigkeit und von der Temperatur ab.
«Leider handelt es sich bei der TRGS 727 nicht um ein Gesetz, sondern um Richtlinien», sagt Horst Meier, «und je nach Branche gibt es noch Sicherheitslücken und Regelbedarf.» Nicht zu unterschätzen ist auch, dass die Unternehmen, welche die Kanister befüllen und in Verkehr bringen, bei solchen Havarien in der Verantwortung sind. Im Unternehmen haftet dann in der Regel der jeweilige Geschäftsführer gemäss Handelsregistereintrag. Mit dem MultiCan-Atex kann ein solches Risiko auf ein absolutes Minimum reduziert werden.
Regulärer Kanister mit 19'000 Volt
Um die elektrostatischen Aufladungen der Gebinde aufzuzeigen, hält Horst Meier abwechselnd einen Elektrofeldmeter an zwei Kanister. Die Unterschiede sind gross: Der blaue Kanister, der eine isolierende Aussenwandoberfläche besitzt, zeigt 19'000 Volt an und hält diese Spannung auch über eine lange Zeit. Der grüne ableitfähige MultiCan-Atex hingegen zeigt bei der Messung nur 10 Volt an. Auch mit einer Aufladung auf ein paar hundert Volt wäre er immer noch im sicheren Bereich, weil die Ladungen schnell über die ableitfähige Aussenwand gegen die Erde abgeführt werden. Hierzu ist erforderlich, dass der MultiCan-Atex-Kanister beim Befüllen und Entleeren geerdet ist.
Ableitfähige Kunststoffkanister wie der MultiCan-Atex haben einige Vorteile gegenüber Metallgebinden und können diese auch gut ersetzen: «Beim Stahl entsteht wegen der aggressiven Füllstoffe oft Korrosion. Das beeinflusst die Reinheit des Produkts. Zudem ist Stahl nicht so flexibel wie Kunststoff, und während des Transports können Dellen entstehen», sagt Horst Meier. Auch das Preis-Leistungs-Verhältnis ist beim MultiCan-Atex im Vergleich zu Stahlverpackungen attraktiv. Müller Plastics garantiert die Ableitfähigkeit seiner Kunststoffkanister für mindestens zwei Jahre.
MultiCan-Atex wird ständig weiterentwickelt
Die Kanister von Müller Plastics werden nach strengen Qualitätsvorgaben hergestellt und bieten eine vollständige Rückverfolgbarkeit in der gesamten Lieferkette. Sie sind lebensmittelkonform, platzsparend im Transport und verfügen über eine UN-Zulassung. Müller Plastics ist ständig dabei, die Produkte weiterzuentwickeln und zu perfektionieren. In Zusammenarbeit mit den Kunden wurde kürzlich ein neuer Barriereverschluss entwickelt und am Markt eingeführt. Aktuell ist das Unternehmen dabei, grössere Kanister zu entwickeln und die Ableitfähigkeit der Gebinde von zwei auf fünf Jahre zu erhöhen. Und dank der Sandwich-Bauweise mit sechs Schichten ist Müller Plastics flexibel in der Wahl der Materialien und kann Gebinde nach individuellen Kundenbedürfnissen designen und herstellen.