«Wir müssen so arbeiten, dass der Kunde zufrieden ist.»
Müller Processing
«Kurt komm, mach vorwärts! Das Interview beginnt um halb zehn.» sagt Hans, während er leichtfüssig Richtung Kurt springt. Nicht etwa ausser Atem, sondern trotz Spurt in hervorragender Verfassung, kommen die beiden in das Sitzungszimmer oberhalb der Werkhalle.
Kurt Thut (66, im Bild oben links) arbeitet seit 2018 bei Müller im Team, das GMP-Washer produziert. Hans Richiero (74, rechts) ist seit 6 Jahren dabei, hat am Standort Wohlen angefangen, den Umzug mitgemacht und arbeitet nun hier in Münchenstein. Beide Arbeiten in der Abteilung Assembling / Montage als Anlagenmonteure. Von ihrem Abteilungsleiter, Martin Wochele, sind sie begeistert. Mehr noch. Sie sagen: «Wenn er nicht wäre, dann wäre in der Werkstatt Chaos.»
Weil ihnen das Arbeiten bei Müller Processing gefällt, sind die beiden rüstigen Rentner immer noch dabei – in einem Teilzeitpensum von ca. 50 Prozent, auf Abruf. Sie werden nach Arbeitsanfall aufgeboten. So kann es vorkommen, dass sie auch einmal eine ganze Woche hier sind.
Hans Richiero liebt das Fahrradfahren. «Da ich aber nicht jeden Tag auf dem Velo sein kann und auch meiner Frau nicht auf der Pelle hocken möchte, hat es sich in Gesprächen mit dem Management ergeben, dass ich tageweise hier arbeite.» Den Mix aus Freizeit, Familie und Weiterbeschäftigung findet er super: «So ist es gekommen, dass ich halt immer noch dabei bin», sagt er schmunzelnd.
Kurt Thut ist vor gut einem Jahr von Martin Wochele angesprochen worden. «Ich war früher mal sein Chef, heute ist er meiner. Er hat mir gesagt, sie hätten hier noch Arbeit, auch für mich. Dann habe ich mir das überlegt und kurz darauf bei Müller im Team der Reinigungsanlagenbauer angefangen.»
Das vielfältige Arbeitsgebiet der erfahrenen Männer erstreckt sich von Isolieren der Verrohrungen in den Waschkammern, über Komponenten- und Teileeinbau bis hin zu Verpacken und Palettieren von Bestandteilen der Reinigungsanlagen. Dazwischen helfen sie im Team mit, wenn eine zusätzliche Hand benötigt wird.
Teamarbeit ist hier gross geschrieben. Hans Richiero und Kurt Thut schätzen dies und das kollegiale Verhältnis, auch zu den jüngeren Mitarbeitenden. Die Frage drängt sich auf, ob sie den Jungen mitunter auch Tipps auf den Weg geben und ob diese die dann auch annehmen können. Ganz spontan und ehrlich erwidern die beiden: «Den jungen Kollegen können wir nicht gross Tipps mehr geben. Die sind stark und top in ihren Arbeitsbereichen.»
Kurt Thut denkt bei seiner Arbeit oft an den Kunden, «schlussendlich ist er es ja, der unseren Lohn bezahlt. Wir müssen so arbeiten, dass der Kunde zufrieden ist, dass er eine Top-Qualität erhält.» Und Hans Richiero hängt ein: «Bei Isolierarbeiten schaue ich immer darauf, dass es schön aussieht, dass der Kunde, wenn er an die Reinigungsanlage läuft, ein edles Gesamtbild erhält. Das bedingt manchmal, dass wir mehr Material einsetzen, um eine schönere Lösung hinzubekommen. Das erhöht dann direkt die Kundenzufriedenheit.»
Die Power-Rentner stehen voll und ganz hinter den GMP-Reinigungsanlagen, die hier bei Müller Processing für die pharmazeutische Industrie produziert werden: «Wie effizient hier Anlagen entstehen, wie viel Know-how einfliesst, wie Kundenbedürfnisse zum Teil individuell gelöst werden, was die Reinigungsanlagen von den Funktionen her alles können, das ist schon einzigartig und macht uns auch stolz.»
Ab und zu werden sie von den Kollegen gefragt, warum sie denn in ihrem fortgeschrittenen Alter noch immer arbeiten. Hans Richiero sagt dann: «Ich arbeite hier, weil ich den Plausch am Arbeiten und den Plausch mit den Kollegen habe. Und an meiner Beerdigung sag ja nicht, dass der Kauz so lange gearbeitet hat, bis er gestorben ist. Sag dann einfach, er hat gearbeitet, weil es ihn mit Freude erfüllt hat.» Kurt Thut bringt ein, «dass es schon schön ist, pensioniert zu sein und ich nicht jeden Tag arbeiten muss, sondern arbeiten darf, neben der Zeit mit meiner Familie – insbesondere meinen fünf Enkeln. Ich habe mir bewusst ausgewählt, noch zu arbeiten, ohne noch arbeiten zu müssen.»
Die Freude an der Arbeit schimmert bei jeder ihrer Antworten durch. Auch in ihrer letzten: «Wir müssen wohl etwas können, dass sie uns behalten», sagen beide unisono. «Es ist ein gutes Gefühl, freiwillig zu arbeiten. Uns macht es Spass hier. Sonst würden wir uns das nicht antun». Und wieder lachen beide herzerfrischend.
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