Monatsgespräch

 

Martin Schwyzer

 

Mitarbeiter Qualitätsmanagement

 

Seit 2016 bei Müller AG Verpackungen

 

 

Zurück in der Qualitätsküche

 

Wenn Gefahrgut transportiert wird, muss der Schutz von Mensch, Tier und Umwelt gewährleisten sein. Deshalb darf nur eine geprüfte und amtlich zugelassene Verpackung als Gefahrgutverpackung verwendet werden. Diese Vorgabe führt dazu, dass produzierte Fässer bei Müller Packaging regelmässig geprüft und getestet werden. Martin Schwyzer stellt uns vier der zahlreichen Tests vor.

 

 

Nachdem wir uns im Mai-Fenster mit dem Qualitätsmanager der Müller Group, Bernd Geissler, ausgetauscht haben, kommen wir in diesem Monat zurück in die Qualitätsküche und tauchen ein in die praxisbezogenen Aufgaben. Martin Schwyzer (57) arbeitet bei Müller Packaging Münchenstein in der Abteilung Qualitätsmanagement, Umwelt, Sicherheit und Hygiene. Zu seinem Aufgabengebiet gehören u. a. Auslieferungsprüfungen von produzierten Industriefässern, direkt ab Produktion.

 

Anstelle eines Interviews durften wir vier Tests begleiten, die Martin Schwyzer vorbereitet und durchgeführt hat.

 

An produzierte Industriefässer gibt es verschiedene Anforderungen. Beispielsweise Kundenanforderungen an die Reinheit der Fässer. Oder Bauartprüfungen, wenn Fässer eine UN-Zulassung haben. Diese Fässer müssen die definierten Anforderungen erfüllen, wie zum Beispiel die Dichtheit bei Fall- und Drucktests.

 

 

 

Testeinblick eins: Reinheitstest

Prüfung von Kundenanforderung

Kunden von Müller Packaging haben hohe Anforderungen an die Reinheit der produzierten Industriefässer. Sie definieren deshalb eine Obergrenze an Staub- und Schmutzpartikeln, die ein Fass innen aufweisen darf und bestimmen so das Reinheitsniveau, das Müller Packaging erreichen muss.

Für den Test wird eine bestimmte Menge einer alkoholhaltigen, durchsichtigen Substanz durch ein Filterplättchen in ein Glasgefäss gepumpt. Dadurch wird die Substanz gereinigt und der sogenannte Nullwert ermittelt.

Anschliessend wird die gereinigte Substanz in das neu produzierte Fass hineingegossen. Nun wird das Fass geschwenkt, sodass die Substanz mit möglichst viel Innenfläche in Kontakt kommt. Danach wird die Flüssigkeit durch ein vorgewogenes Filterplättchen aus dem Fass abgepumpt. Auf diesem setzen sich nun die Schmutzpartikel ab und können gewogen werden. Dies aber nicht unmittelbar, da das Filterplättchen zuerst trocken sein muss, um ein aussagekräftiges Testresultat zu erhalten. Der Gewichtsunterschied zwischen dem vorgewogenen und dem verschmutzten Filterplättchen weist nun das Gewicht der Schmutzpartikel auf. Es wird ersichtlich, ob die neu produzierten Industriefässer den Reinheitsanforderungen des Kunden entsprechen.

 

Testresultat
Das Müller-Fass hat den Test bestanden. Das Gewicht der Schmutzpartikel hat den definierten Höchstwert des Kunden nicht überschritten und weist mit 0.4 mg ein sehr hohes Reinheitsniveau auf.

 

 

Testeinblick zwei: Wasserbaddichtungsprüfung

Bauartprüfung – Anforderung der UN-Zulassung

Getestet wird ein Spundfass mit Unter- und Oberboden

Die in der Müller Packaging produzierten Industriefässer erfüllen die UN-Bauart und sind deshalb ausgewiesene Gefahrgutverpackungen. Um die Dichtheit der neu produzierten Fässer zu testen, werden diese in einem Wasserbad vollständig unter die Wasseroberfläche gedrückt. Fahrradfahrer kennen diese Methode, wenn sie bei einem Reifenloch im Wasserbad nach dem Leck suchen. Die Fässer von Müller Packaging bestehen aus einem Mantel und einem Ober- und Unterboden. Diese Böden werden mittels Falz am Mantel befestigt. Es sind diese Falzstellen und Schweissnähte, die undicht sein können. Sind diese undicht, würden aus diesen Stellen unter Wasser Luftblasen aufsteigen. Da dies bei Müller Packaging nicht vorkommt, wird dieser Test jeweils problemlos bestanden.

 

Testresultat
Das Müller-Fass hat den Test bestanden. Es sind keine Luftblasen ausgetreten.

 

Testeinblick drei: Innendruckprüfung

Bauartprüfung – Anforderung der UN-Zulassung

Gemäss UN-Bauart müssen Industriefässer, die der UN-Norm entsprechen, einen bestimmten Innendruck aushalten können. Das hat seinen Grund: denn flüssige Füllgüter können ihre Eigenschaften bzw. ihren Aggregatzustand je nach Umgebungseinflüssen ändern, was den Innendruck ansteigen lässt. Die UN-Bauart definiert, bis zu welchem Innendruck ein Fass nicht bersten resp. undicht sein darf. Für den Test wird das Müller-Fass vollständig mit Wasser gefüllt. Anschliessend wird ein Testdeckel, durch den ein Rohr führt, aufgesetzt. Damit keine Luft ins Testsystem kommt, wird der Deckel erst verschraubt, wenn auch das Rohr vollständig mit Wasser gefüllt ist. Ist das Fass dann verschlossen, wird durch das Rohr Wasser ins Fass gepumpt, was den Innendruck ansteigen lässt. So kann geprüft werden, a) ob das Fass dem definierten Höchstinnendruck standhält und b) bei welchem Berstdruck das Fass undicht wird.

 

Testresultat
Höchstinnendruck für Zulassung gemäss UN-Bauart: 2,8 bar
Berstdruck: 5,2 bar
Das Müller-Fass hat den Test also bei weitem erfüllt und doppelt so viel Innendruck ausgehalten, wie durch die UN-Bauart definiert.

 

Testeinblick vier: Falltest

Bauartprüfung – Anforderung der UN-Zulassung

Je nach Verpackungsgruppe müssen Industriefässer Falltests aus verschiedenen Höhen überstehen. Sprich: die Fässer dürfen sich (naturgemäss) verformen, müssen jedoch dicht bleiben. Müller Packaging lässt die Fässer u. a. auf die Fassoberböden fallen. Das ist die härteste Testanlage, weil so auch die Spundöffnungen mit ihren Stopfen und Dichtungen in Mitleidenschaft gezogen werden können – und dicht bleiben müssen. Fässer der Verpackungsgruppe I (Stoffe mit hoher Gefahr) müssen Falltests aus 1.8 m Höhe überstehen, Fässer der Verpackungsgruppe II (Stoffe mit mittlerer Gefahr) aus 1.2 m Höhe und Fässer der Verpackungsgruppe III (Stoffe mit mittlerer Gefahr) aus 0.8 m Höhe. Für die Tests werden die Industriefässer zu 98 Prozent mit Wasser gefüllt, auf die geforderte Höhe gezogen und dann in die Tiefe fallen gelassen.

 

Testresultat
Das Industriefass von Müller Packaging hat den Falltest bestanden. Die Deformation ist nicht vermeidbar, Wasser jedoch, ist keines ausgetreten.

 

Martin Schwyzer hat die vier Tests sauber moderiert und erklärt. Was bei seinen Aussagen immer mitschwingt, ist der grosse Stolz über den Qualitätsstandard der Müller-Fässer, die weltweit einen hervorragenden Ruf geniessen und allerhöchsten Anforderungen gerecht werden resp. diese sogar übertreffen. Es ist die Schweizer Qualität, die durch Mitarbeitende verschiedenster Nationen hochgehalten wird, die Martin Schwyzer sichtlich zufriedenstellt. Durch seine Testreihen und Auslieferungsprüfungen gibt er Produktionen frei. Er ist somit die entscheidende Instanz zwischen der Produktion und dem Kunden. «Ich bin mir meiner Verantwortung bewusst», sagt der erfahrene Mitarbeiter und führt weiter aus: «deshalb führe ich alle Tests gewissenhaft und ordnungskonform durch».

 

Es verwundert nicht, dass Martin Schwyzer mitunter müde das Firmengelände verlässt. Aber stets mit einem guten Gefühl und immer noch bei Kräften, sodass er seinen Heimweg oft auch mit dem Fahrrad meistert – notabene eine Fahrt von 23 Kilometern.